Kreativwirtschaft trifft Landwirtschaft
Am 12. Mai war es soweit, das erste „Weizcamp“ ging über die Bühne. Organisiert und veranstaltet vom Agenturnetzwerk WIR GESTALTEN ES, cardamom, derSchenner und crosseye Marketing in Kooperation mit dem Wirtschaftsstandort Weiz im Rahmen des Designmonat Graz und von SponsorInnen aus der Land- und Kreativwirtschaft unterstützt. Wir waren also in der Organisation mit dabei, und das gesamte Team (bis auf unsere hochschwangere Claudia) hat den Tag mitgestaltet. crosseye goes Barcamp, sozusagen :-).
Ich denke es war das erste Barcamp in Weiz. Als mich die umtriebige Marie-Therese Zirm (Geschäftsführung von cardamom) vor rund 3 Monaten zum ersten Gespräch dazu eingeladen hat, war ich sofort bereit hier mit zu arbeiten und mit zu organisieren. Wir haben damals schon gespürt, dass es ein heißes Thema ist! Viele Vorgespräche mit Landwirten, Urlaub am Bauernhof und Kreativen haben mir schnell gezeigt: es gibt viele Gemeinsamkeiten, viele ähnliche große und kleine Probleme und damit eine gute Basis für Diskussionen und Gespräche. Und genau so war es dann auch.
Rund 50 Personen waren vor Ort. Das Verhältnis zwischen Kreativen, Landwirtschaft und Schule/Ausbildung war sehr ausgeglichen. In 15 Sessions wurde diskutiert und gearbeitet.
Gleich am Vormittag dann auch zum Thema: Braucht Landwirtschaft online? Wie stark soll der Fokus auf Social Media Kanälen liegen?
Barbara Rockenbauer vom Breislerhof machte schnell klar: dafür ist neben der Feldarbeit und dem bürokratischen Aufwand keine Zeit. Trotzdem – diese Zeit muss organisiert werden. Wenn ich im Netz nicht präsent bin, bin ich es für den Kunden auch nicht.
Große Angst gibt es vor der „Öffentlichkeit“. Hier geht es nicht um Angst vor Transparenz (woher kommt das Lebensmittel) sondern um Angst vor zu viel Einblick in den Privatbereich der Familien am Bauernhof. Da kommen die Kreativen und sagen: „Lass uns deine Geschichten erzählen“ – aber will der Landwirt das überhaupt? Meinem Empfinden nach muss hier noch ganz viel diskutiert und aufgeklärt werden. Der Konsument möchte am liebsten die Oma am Herd stehen sehen, die dann die Marmelade rührt. Der Alltag am Bauernhof ist meist weniger romantisch und nostalgisch.
Fantasie und Wirklichkeit
…liegen also oft weit auseinander. Eine Landwirtin erzählt von einem Schulklassenbesuch am Bauernhof und der Frage eines Kindes: Warum müssen Tiere umgebracht werden, wenn es eh das Fleisch im Supermarkt gibt? Wahnsinn, oder? Sicher ein extremes Beispiel, aber ein Zeichen unserer Zeit.
BIO als Trend – brauche ich BIO als Direktvermarkter?
Die Landwirte spüren das gesteigerte Interesse der Kunden an Bio-Produkten. Dabei hilft auch die mediale Präsenz von „Ja-Natürlich“ mit seinem süßen Schweinderl und der Bio-Trend im Handel allgemein. Trotzdem – angeblich sind nur rund 6% der konsumierten Lebensmittel in Österreich BIO. Der Konsument träumt und spricht also von BIO und kauft dann trotzdem das aus Osteuropa importierte Schweine-Karree um 3 Euro das Kilo. Ich nicht. Hoffentlich steigt hier das Bewusstsein der Konsumenten…
Die Werber und ihr Ruf
Werber haben nicht den besten Ruf. Einerseits weil es hier viel verbrannte Erde gibt – also schlechte Erfahrungen – und andererseits keine konkreten Vorstellungen von Kosten und Leistungen. Anscheinend stehen die Landwirte immer wieder vor der Frage: wo gibt es die für mich passende Agentur und ist mein Auftrag überhaupt groß genug dafür? Da müssen wir Werber wohl noch eine ganze Menge eigener Geschichten erzählen und aufzeigen, dass wir – ebenfalls kleinstrukturiert – genau auf diese Aufträge und Kontakte angewiesen sind. Im besten Fall wachsen wir zusammen und entwickeln uns gemeinsam.
Ich hoffe doch die Landwirte konnten die Leidenschaft der Kreativen spüren – wir sind nicht nur dazu da um für vermeintlich viel Geld etwas schön zu machen, sondern wir helfen dabei, am Markt dort präsent zu sein, wo der Kunde mich erwartet. Und das genau in der Form, wie es zu meinem Produkt passt. Wir wollen keine „falschen“ Geschichten erzählen. Wir wollen nichts konstruieren was nicht da ist. Wir wollen helfen, ein großartiges Produkt vor den Vorhang zu holen damit andere darauf aufmerksam werden.
So wie es am Abend dann noch bei der „Weltpremiere“ von MANA der Fall war. Ein steirischer Apfelwein wurde präsentiert und verkostet. Aus vielleicht unansehnlichen Äpfeln wird mit viel Liebe und Leidenschaft ein Getränk produziert, dass das Zeug zum Trendgetränk hat. Mir hats geschmeckt :-).
Mein Fazit zum Tag:
- Das Thema ist heiß.
- Ich habe viele interessante Menschen kennen gelernt. Die Landwirte selbst haben mich dabei besonders beeindruckt – wie ehrlich und konkret Ihre Gedanken zum Thema waren.
- Für mich persönlich war es auch ein Highlight mit anderen Agenturkollegen zu diskutieren. Viel zu wenig Zeit bleibt uns dafür im Berufsalltag.
- Der Anfang ist einmal getan. Wie es weiter geht? Werden wir sehen. Der Ruf nach einer Folgeveranstaltung ist auf jeden Fall da.
- Tolle Location, ein sehr symphatisches Organisationsteam, köstliches Essen & Trinken, bester Fair-Trade-Kaffee.
- Alles in allem ein sehr gelungener Tag & ich bin dankbar, dass ich dabei war 🙂
Hashtag der Veranstaltung: #dmg15 (Designmonat Graz 2015)
Nachlese von Marie-Therese Zirm: http://cardamom.at/easyblog/entry/natuerlich-kreativ
Nachlese von Markus Flicker in seinem Blog: http://foto-maxl.com/2015/05/12/weizcamp-2015-naturlich-kreativ-kreativwirtschaft-trifft-landwirtschaft/
Flickr-Fotochannel von cardamom: https://www.flickr.com/photos/agentur_cardamom/sets/72157652686859815
Unser Flickr-Fotohannel zum Event: https://www.flickr.com/photos/ezoxeye/sets/72157652789749966
Bericht in der Kleinen Zeitung: http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/weiz/peak_weiz/4730257/Vernetzung_Die-Bauern-und-die-Werbung
Liebe Alexandra, lieber Dietmar! So nette Worte zu lesen, freut uns natürlich besonders. Danke für die gute Zusammenarbeit und auf…
Liebe Crosseye Team, fühlen uns perfekt und kompetent begleitet, weiter so! 🙂 Herzlichen Dank für die wertschätzende Zusammenarbeit! Eure Alexandra…
Schön geschrieben ❤️
[…] https://www.diegutenachricht.at/omt-2020/ […]
[…] kann man ein Online-Event nicht mit einer „realen“ Konferenz wie der SEOkomm, vergleichen. Aber ich kann nur eines sagen…