Von Geschichten, die erzählt werden müssen

von | Jul 31, 2013 | Content-Erstellung | 0 Kommentare

Die ganze (Online)Welt spricht vom „Storytelling“.  Wir müssen Geschichten erzählen, heißt es so einfach. Geschichten werden besser verstanden und behalten als reine abstrakte Information. Diese Geschichten zeigen dann auf unserer Website wer wir sind, wofür wir stehen und wer als Gast zu uns ins Haus bzw. die Region passt.

Aha.*gedankenpause*

Aber was heißt das jetzt ganz konkret? Was bedeutet das für mich als Hotel, für mich als Destination, für mich als Ausflugsziel?

Da wird es schon wieder nicht ganz so einfach. Zumindest der Anfang jeder Storyteller-Karriere ist mühsam. Es braucht Übung und Zeit bis sich die „richtigen“ und passenden Geschichten aus dem Unternehmen heraus kitzeln lassen. Eines gleich vorweg: nicht jede „Geschichte“ muss gleich die virale Bombe sein, manchmal reicht es auch, sie einfach einmal zu erzählen ohne viel Staub aufzuwirbeln. Ich glaube genau dieser Punkt ist es, der uns unheimlich hemmt, Geschichten zu erzählen.

In einer  Welt der TOP-irgendwas-Listen, der Besten-Reihen oder Highlight des Tages-Nachrichten suchen wir immer nach der ultimativen, witzigsten, wichtigsten, besten, größten, wunderbarsten, beliebtesten, ge-+-testen, ge-like-testen, ge-irgendwas-testen Botschaft. Und genau darauf sollen wir uns nicht konzentrieren.

What is your story?

Erzählen was im Alltag so passiert. Und helfen Sie Ihren Gästen.

Nicht umsonst kommen Reality-Soaps im TV so gut an – die Menschheit interessiert der ganz normale Alltag. Das ganz persönliche Erlebnis aus Sicht desjenigen, der die Geschichte erlebt hat. Also erzählt der Koch am besten selbst vom Einkauf am Wochenmarkt, der Winzer erklärt was Furmint ist oder von Bocksbeuteln, der Masseur von der Präsentation der neuen Massageöle, der Lehrling vom ersten Berufschullehrgang,  die Hausdame von vergessenen Gegenständen in den Zimmern, eine Region von einer Veranstaltung mit Harry Prünster, der Hotelier im Nachhaltigen-Hotel vom Müllraum,  das Museum von den Aktivitäten in den Werkstätten, das Wanderhotel vom perfekt gepackten Rucksack, der Urlaub am Bauernhof-Betrieb über die süßen Neuzugänge im Tierreich – es gibt viele Ideen!

Verlogene Geschichten gehen nach hinten los. Und Jammergeschichten mag niemand gerne lesen.

Geschönte Geschichten machen auch keine Sinn, sondern sind oft sogar zynisch. „Nach der Jungfernfahrt der Titanic kamen 700 Passagiere glücklich in New York an“, nimmt der Storytelling-Guru Steve Denning als Beispiel für eine Geschichte, wo zwar die Fakten stimmen, aber verschwiegen wird, dass das Schiff gesunken ist und 1.500 Menschen ums Leben gekommen sind. (Beschrieben hat er das in einem Artikel der managerSeminare, Heft 78, Juli/August 2008, Seite 78). Natürlich ist das ein krasses Beispiel – aber wenn Sie Ihren Gästen mit einem Detailfoto von Block und Bleistift von der perfekten technischen Ausstattung Ihrer Seminarräume erzählen und dann aber nicht schreiben, das der Raum kein Tageslicht hat und im Keller liegt, geht das in die selbe Richtung. So solls natürlich nicht sein….

Geschichten erzählen – das kann ich doch gar nicht!

Stimmt nicht. Jeder kann Geschichten erzählen, oder konnte es zumindest als Kind. Da haben wir drauf los geplappert und begeistert erzählt und erzählt. Genau diese Begeisterung und Unbekümmertheit müssen wir wieder lernen. Und zu Papier – pardon – auf den Bildschirm bringen. Der Leser soll die Lust und Leidenschaft spüren, mit der wir uns tagtäglich der Herausforderung „Gast & Gastlichkeit“ stellen. Wir müssen uns nur trauen und „die Angst vorm weißen Blatt Papier“ verlieren. Was bei mir persönlich ganz gut funktioniert: die Geschichte erst einmal ganz aus dem Bauch heraus auf Band sprechen – also zum Beispiel mit der Funktion am Smartphone. Dann abhören und zu Papier bringen. Je öfter Sie es probieren, desto einfacher wird es.

Wer mehr über das  eigentliche „Handwerk“ des Schreibens von Geschichten lernen will sollte sich mit diesem Artikel von Thomas Keup auseinandersetzen: „Storytelling oder: Warum hören wir gerne Geschichten“.

Die gute Nachricht kommt zum Schluß

Nein, ein Blog muss nicht unbedingt sein. Meiner Meinung nach reicht es, die Geschichten auf der ganz normalen Website einzubinden. Ein ständig aktueller Blog ist natürlich die große Kür, braucht aber ordentlich Ressourcen und Manpower, jeder der Ihnen etwas anderes erzählt hat selbst noch keinen Blog betrieben – glauben Sie mir 🙂

Auf den Punkt gebracht:

  1. Nicht jede Geschichte muss die „Hammerstory“ sein;
  2. Erzählen Sie was im Alltag passiert und lösen Sie mit der Geschichte Probleme Ihrer Gäste;
  3. Nichts absichtlich verschweigen, nicht jammern und lamentieren;
  4. Übung macht den Meister;
  5. Eine Geschichte ist besser als keine Geschichte. Es muss nicht gleich ein Blog sein.